Friedensbewegung: Die Waffen nieder – nein zum Krieg

25. Februar 2022

Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine. Für Krieg gibt es keine Rechtfertigung. Die Mitschuld des Westens besonders der USA und der NATO rechtfertigen keinesfalls diese militärische Aggression.

Die Bombardierungen müssen sofort gestoppt werden. Notwendig ist ein umfassender Waffenstillstand, der Rückzug aller Truppen und ein zurück an den Verhandlungstisch.

Politische Reaktionen des Westens sollten auf die Wiederaufnahme von Gesprächen gerichtet sein, weiteren Hass und Konfrontation vermeiden und nicht die Bevölkerung Russlands treffen. Deswegen lehnen wir Sanktionen ab.

Es gibt keine militärische, sondern nur eine politische Lösung auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit.

Lasst uns gegen den Krieg, für eine Politik der gemeinsamen Sicherheit auf die Straße gehen. Es gibt keine Alternative zu Dialog und Kooperation – gerade jetzt.

Friedens- und Zukunftswerkstatt e. V.
c/o Frankfurter Gewerkschaftshaus
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60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 242499.50
Fax: 069 242499.51
Frieden-und-zukunft@t-online.de

Zur militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine hat die VVN-BdA folgende Erklärung veröffentlicht: https://vvn-bda.de/die-waffen-nieder-erklaerung-der-vvn-bda-zum-ueberfall-auf-die-ukraine/#more-4116

Nachruf Emil Mangelsdorff

31. Januar 2022

Ich glaube an die Wendung zum Besseren.
Emil Mangelsdorff, 2006
 
Emil Mangelsdorff
11. April 1925 – 21. Januar 2022
Wir müssen Abschied nehmen von einem begnadeten Musiker.

Seine Liebe zur Musik und seine große Lebensfreude gaben ihm die Kraft, bis ins hohe Alter einen aktiven Platz einzunehmen. Emil war ein Geschenk für alle, die ihm begegnen durften.

Das lange Schweigen in der Pandemie hat auch ihn verstummen lassen. Seine Gesprächskonzerte „Jazzmusiker im 3.Reich“ waren ein wichtiger und authentischer Beitrag der Erinnerungsarbeit, wir sind dankbar, dass wir ihn durch Kulturzentren, Schulen, Kirchen und Synagogen begleiten durften.

Er liebte die Bühne und sein Publikum, das Publikum verehrte und liebte ihn. Seine Musik, seine freundliche und fröhliche Art, werden wir in Erinnerung behalten. Wir sind dankbar, seine Stimme wird uns fehlen.

Wir verabschieden uns am Mittwoch, den 2. Februar, 12.00 Uhr am Frankfurter Hauptfriedhof. Wegen der aktuellen Hygiene-Auflagen haben nur 30 Menschen Zutritt in die Trauerhalle.

 

75 Jahre VVN Hessen

27. September 2021

Die Feier zum 75. Geburtstag der VVN am 18. Juli in Frankfurt-Höchst war unserer kurz zuvor verstorbenen Ehrenvorsitzenden Esther Bejarano gewidmet.
Ihr Bild auf der Bühne begleitete uns an diesem Nachmittag.
Ulrich Schneider eröffnete die Feier mit dem Gedenken an diese großartige Frau, an ihren Mut und ihre beispielhafte Tatkraft gegen Faschismus und für die Verwirklichung der Menschenrechte bis zuletzt.
Rund 200 Gäste aus ganz Hessen waren auf das Freigelände an der Jahrhunderthalle gekommen.

Wir veröffentlichen hier die Rede von Ulrich Schneider:

In diesem Jahr feiern verschiedene antifaschistische Gruppe den 100. Geburtstag der „Antifa“ – sie nehmen dabei Bezug auf die ersten organisierten Gruppen in Italien, die Arditi del Popolo, die sich gegen den Vormarsch der faschistischen Schwarzhemden, der Mussolini-Schlägertruppe wehrten.
Auch in Deutschland entstanden Anfang der 1920er Jahre die ersten antifaschistischen Initiativen aus den Reihen der Arbeiterbewegung, der Antifaschisten-Tag der KPD, die „Antifaschistische Aktion“ und Anfang der 1930er Jahre die sozialdemokratische „Eiserne Front“.
Wenn wir heute den 75. Jahrestag der Gründung der hessischen VVN begehen, dann können wir zurecht daran erinnern, dass viele der Frauen und Männer aus Hessen, die sich in diesen Monaten in den VVN zusammenfanden, Teil dieser antifaschistischen Bewegung waren, die sich dem aufkommenden Faschismus und später dem Faschismus an der Macht entgegenstellten. Und so ist es überhaupt nicht anmaßend, wenn wir als VVN in Anspruch nehmen, tatsächlich diese hundertjährige Geschichte der antifaschistischen Bewegung zu repräsentieren.
Aber – und das macht den erweiterten Charakter der VVN nach 1945 aus – sie repräsentierte von Anfang an auch diejenigen, die aufgrund der faschistischen Zuschreibung z.B. in der Rassepolitik und der sozialen Ausgrenzungen als „Opfer des Faschismus“ erheblichen Unterstützungsbedarf hatten.

75 Jahre VVN – 18.7.2021 – Höchst

Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung hatten – beauftragt von den alliierten Besatzungsoffiziere – unmittelbar nach der Befreiung 1945 als Bürgermeister, Polizeichefs, Schul- und Sozialdezernenten oder – wie der ehemalige Dachau-Häftling Oskar Müller – als Arbeitsminister in der ersten hessischen Landesregierung ihren Beitrag zum antifaschistisch-demokratischen Neubeginn geleistet. Sie schufen überparteiliche antifaschistische Komitees, wirkten in den antifaschistisch-demokratischen Parteien.

Sie bauten die Betreuungsstellen für politisch, rassisch und religiös Verfolgte auf, an deren Spitze vertrauenswürdige Kameradinnen und Kameraden standen. Ich möchte hier nur einige wenige nennen: Otto Roth und Lore Wolf in Frankfurt, Karl Schild in Offenbach, Ria Deeg in Gießen und Max Mayr in Kassel.
Mit dieser Arbeit verbanden die Antifaschisten mehr als nur die Sicherung von Entschädigung und Sozialfürsorge. Sie nutzten dies zur politischen Vernetzung im Sinne der Verwirklichung des politischen Vermächtnisses der Überlebenden. Und bald schon zeigte sich die Notwendigkeit einer eigenständigen Organisation der Widerstandskämpfer und Verfolgten:
Zum einen wurden die Betreuungsstellen in Behörden umgewandelt, sie hatten damit zwar eine staatliche Funktion, jedoch keine politische Selbstständigkeit mehr. Zweitens veränderte sich das gesamte politische Klima, die Ost-West-Konfrontation wurde immer sichtbarer und das politische Gewicht der Stimme der Antifaschisten schien abzunehmen.

Auf diese Entwicklung reagierten die Überlebenden der faschistischen Verfolgung, indem sie eigene Vereinigungen schufen, wobei selbst ihre Organisation durch die Alliierten lizenziert werden musste. Ohne jedoch auf formale Genehmigungen der Besatzungsmacht zu warten, organisierten sie – trotz großer Schwierigkeiten – informelle Treffen zwischen den Zonenbeauftragten der Verfolgten. So kamen im August 1946 in Hanau – und damit verbindet sich unsere heutige Feier zum 75. Gründungsjubiläum – Vertreter aus Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Stuttgart und Frankfurt zusammen, um die Strukturen für eine gemeinsame Organisation aller Nazigegner zu beraten. Als Name wurde – wie Emil Carlebach später berichtete – mit Rücksicht auf die Westalliierten „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ gewählt.

Nun gründeten die Überlebenden in zahlreichen hessischen Städten VVN-Orts- und Kreisvereinigungen, u.a. in Kassel, Gießen, Hanau, Offenbach, Darmstadt und Frankfurt/M. Anfang 1947 war dieser Prozess so weit abgeschlossen, dass mit Zustimmung der Alliierten für den 24. Februar 1947 eine Landesversammlung in Gießen einberufen werden konnte, wo ein Landesvorstand gewählt wurde. Dieser Vorstand repräsentiert damals die gesamte Bandbreite des politischen Spektrums der antifaschistisch-demokratischen Organisationen und alle wichtigen Opfergruppen faschistischer Verfolgung. An der Spitze stand Dr. Hans Mayer, Marxist, Jude, Emigrant, Staatsrechtler und Literaturwissenschaftler, der – zurückgekehrt aus dem Schweizer Exil – 1945/46 als politischer Redakteur bei Radio Frankfurt, dem Sender der Amerikaner gearbeitet hatte. Wegen kritischen Anmerkungen über Entnazifizierung und andere Bereiche der Besatzungspolitik war er von dieser Aufgabe entbunden worden. Nun setzte er sich mit großem Engagement und klaren Worten für die sozialen und politischen Interessen der ehemaligen Verfolgten ein.

Ich kann und will an dieser Stelle jetzt keinen Gang durch die Geschichte der BRD machen, obwohl es durchaus reizvoll wäre, das Wirken der VVN gegen politische Restauration, Renazifizierung und Remilitarisierung nachzuzeichnen. Dass sich die Organisation dabei mit den Regierenden anlegte – egal ob es die sozialdemokratische hessische Landesregierung war oder die Adenauer-Administration, in der ein Nazijurist wie Hans Globke Kanzleramtsminister sein konnte – dürfte verständlich sein.
Ebenso wie die Tatsache, dass auch der Kalte Krieg und die damit verbundenen innenpolitischen Konflikte keinen Bogen um unsere Organisation machten. So erlebten wir auch in Hessen die Folgen des Unvereinbarkeitsbeschlusses der SPD, sowie später den Austritt von Prof. Eugen Kogon und einige seiner Freunde, die den „Verband für Freiheit und Menschenrecht“ gründeten. Zwar erreichte dieser Verband zu keinem Zeitpunkt tatsächliche politische Bedeutung oder eine größere Mitgliederzahl, aber er wurde durch Gelder des Bundesinnenministeriums finanziell am Leben erhalten. Für die Medien war damit die Stigmatisierung der VVN als kommunistische Organisation gegeben.

Die VVN erlebte in diesen Jahren nicht nur eine politische Stigmatisierung, ihr praktisches Handeln wurde durch polizeiliche Eingriffe immer wieder behindert.
1951 wurde der Gesamtdeutsche Rat der VVN, der in Frankfurt seinen Sitz hatte, durch die Adenauer-Regierung verboten, das Büro durch hessische Polizei geschlossen. Die Stadt Frankfurt verbot damals eine Gedenkkundgebung der VVN und die Stadt Kassel untersagte der VVN sogar die Teilnahme an der Einweihung des Mahnmals für die Opfer des Faschismus. Zwar wurde dies später per Gericht als rechtswidrig erklärt, aber es zeigt das politische Klima dieser Jahre.
Ein Lichtblick: Trotz Forderungen der CDU weigerte sich die SPD-Landesregierung, ein Verbot der hessischen VVN in Erwägung zu ziehen.

APO und Studentenbewegung veränderten die Perspektiven auf alte Nazis in Amt und Würden („Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren“) und damit auch auf die Arbeit der VVN, so dass die Antifaschisten auch unter jungen Leuten politisches Gehör fanden. Die VVN reagierte durch die Öffnung der Organisation für nachgeborene Generationen und hieß seitdem VVN-Bund der Antifaschisten – ein Schritt, der richtig, aber in manchen Kreisvereinigungen durchaus mühselig war.

Doch die politischen Herausforderungen waren offenkundig. Hier nur als Stichworte: Die Zunahme von alt- und neofaschistischen Provokationen, Hakenkreuz-Schmierereien und NPD–Wahlerfolge (in Fraktionsstärke im hessischen Landtag).
Gleichzeitig ging es um die Bewahrung der Erinnerung an Widerstand und Verfolgung. Dazu gründeten in diesen Jahren Vertreter der VVN gemeinsam mit Pädagogen und Wissenschaftlern hier in Frankfurt den Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 e.V.

Ein sichtbares Zeichen der gewachsenen politischen Bedeutung von Antifaschismus und der antifaschistischen Organisation war der 10. Mai 1975, als auf dem Frankfurter Römerberg 40.000 Menschen– zum größten Teil aus den jüngeren Generationen – zum ersten Mal den Tag der Befreiung feierten.

In den folgenden Jahren war die hessische VVN-BdA aktiver Teil verschiedener Großaktionen und Kundgebungen – insbesondere gegen alte und neue Nazis, als es in Frankfurt gegen das Deutschland-Treffen der NPD ging oder in Oberaula und Bad Arolsen gegen die SS-Traditionstreffen. Die VVN war sichtbar und eine anerkannte Kraft in der demokratischen Bewegung unseres Landes.

Bei diesem kursorischen Rückblick auf die Verbandsgeschichte kann ich dennoch natürlich nicht auslassen, dass die hessische VVN-BdA in der Umbruchsperiode von 1989/90 ebenfalls in arge Probleme kam, da hauptamtliche Strukturen nicht mehr finanzierbar waren, Mitglieder die Organisation verließen und auch in Hessen CDU-Vertreter meinten, jetzt die VVN-BdA als DDR-Organisation angreifen zu müssen.

In dieser Periode haben sich in Hessen besonders unsere älteren Mitglieder mit großem persönlichem Einsatz für den Erhalt der Organisation eingesetzt. Ich möchte an dieser Stelle nur drei namentlich erwähnen, die sich im besonderen Maße für die hessische VVN-BdA eingesetzt haben:
Peter Gingold, der für diese Arbeit unermüdlich selbst viele unerquickliche Debatten und Sitzungen über sich ergehen ließ, 
Lorenz Knorr, der als Hesse sich Anfang der 1990er Jahre besonders auf Bundesebene engagierte,
und Peter Altmann, der als quasi ehrenamtlicher Landessekretär die Weiterarbeit der Landesorganisation ermöglichte.
Mit ihrer Hilfe und dem Engagement vieler Nachgeborener gelang es in den letzten drei Jahrzehnten die Organisation zu stabilisieren, zu profilieren und zu einem bis heute beachteten politischen Faktor zu machen.

An diesem 75. Jahrestag stehen wir vor neuen Herausforderungen für die Zukunft unserer Organisation, nämlich die Fortsetzung der Arbeit, wo unsere Zeitzeugen verschwunden sind. Welche moralische und politische Anerkennung sie besaßen, hatte in den vergangenen Jahren Esther Bejarano unter Beweis gestellt, die sich mit ihrem emotionalen Appell: „Es brennt, und die Politik sperrt die Feuerwehr aus“ mit großer öffentlicher Resonanz in die Auseinandersetzung um die Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die VVN-BdA eingemischt hat.

Die Lücken, die der Verlust dieser Zeitzeugen reißt, sind nicht ernsthaft zu schließen. Wir – als Angehörige der nachgeborenen Generationen – müssen auf anderen Ebenen versuchen, das gemeinsame antifaschistische Anliegen fortzusetzen.

75 Jahre VVN – 18.7.2021 – Höchst

Drei Aspekte sind aus meiner Sicht dabei zentral:
1) Die Autorität der Zeitzeugen-Generation, die als Person im politischen Alltag Kristallisationspunkt und „Schnittmenge“ unterschiedlicher Strömungen waren, können wir nur durch eine intensive und vertrauenswürdige Bündnisarbeit kompensieren. Die VVN-BdA muss sich als zuverlässiger und handlungsfähiger Partner in politischen Bündnissen beweisen, wobei wir besonders auf die Integration unterschiedlicher Handlungsformen und inhaltlicher Zugänge zum Antifaschismus achten sollten.

2) In unserer Geschichtsarbeit geht es um zwei Perspektiven:
Wir müssen tatsächlich gegen alle Formen des historischen Vergessens ankämpfen. Dabei können wir als „Zeugen der Zeitzeugen“ auftreten, denn viele von uns sind durch die Begegnung mit Frauen und Männern aus Widerstand und Verfolgung selber Mitglied in den Reihen der VVN-BdA geworden.
Schwerpunkt in unserer Geschichtsarbeit kann nicht allein die allgemeine Aufklärung über die NS-Zeit sein, sondern insbesondere der Blick auf die Frauen und Männer, die diesem verbrecherischen Regime unter dem Risiko für Gesundheit, Freiheit und Leben widerstanden haben. An sie zu erinnern ist unsere Aufgabe.

3) Natürlich handeln wir gegen Neofaschismus und alle Formen von Rassismus, gegen Aufrüstung und Kriege als Fluchtursache, gegen den Abbau demokratischer Rechte und gegen Diskriminierungen in den verschiedenen Formen.
Wir haben dabei aber auch eine positive Vision einer neuen, sozial gerechten, menschenwürdigen, demokratischen, friedlichen Gesellschaft. Nicht im Sinne einer parteipolitischen Orientierung oder eines bestimmten Gesellschaftsmodells, sondern im Sinne des Schwurs von Buchenwald, also eine Gesellschaft, in der der Nazismus mit seinen gesellschaftlichen und sozialen Wurzeln beseitigt ist und eine neue Welt des Friedens und der Freiheit geschaffen wird.

Diese Vision haben wir entwickelt im gemeinsamen Handeln mit unseren politischen Müttern und Vätern, wie Ettie und Peter Gingold, Emil Carlebach, Lore Wolf, Otto Roth und nicht zuletzt Esther Bejarano.
In ihrem Sinne setzen wir unseren gemeinsamen antifaschistischen Kampf fort.

Wir werden sie nie vergessen: Ehrenpräsidentin Esther Bejarano gestorben

10. Juli 2021

Heute Nacht ist unsere Ehrenpräsidentin Esther Bejarano ruhig und friedlich eingeschlafen.

Wir alle kannten Sie als eine Frau von großer Entschiedenheit und geradezu unglaublichem Elan, die viele von uns noch bis vor kurzem auf der großen Bühne erleben durften. Zuletzt saß sie am 8. Mai auf unserer kleinen Bühne im Hamburger Gängeviertel und erzählte von ihrer Befreiung am 3. Mai 1945 durch Soldaten der Roten Armee und der US-Armee, die kurz nacheinander in der kleinen Stadt Lübsz eintrafen. Dort hatte Esther mit einigen Freundinnen aus dem KZ Ravensbrück Unterschlupf gefunden, nachdem sie gemeinsam dem Todesmarsch entflohen waren.

Wenige Tage zuvor, am 3. Mai, den sie ihren zweiten Geburtstag nannte, hat Esther sich noch mit einer Video-Botschaft zum Tag der Befreiung an uns alle gewendet. Darin bezog sie noch einmal deutlich Stellung zu aktuellen Auseinandersetzungen in der Stadt Hamburg und im ganzen Land. Obwohl sie dabei schon im Rollstuhl saß, waren ihre Worte klar und ihre Stimme kräftig:

https://www.auschwitz-komitee.de/5249/esther-bejarano-wir-sind-da-meine-befreiung-im-mai-1945-und-meine-hoffnungen/

Wir verdanken Esther viel; sie war immer da, wenn wir sie brauchten.

Als 1990 zum ersten Mal ein Bundessprecher:innenkreis gewählt werden sollte und dafür Personen gesucht wurden, die Tradition und „Neuanfang“ verkörperten, stand sie dafür zur Verfügung und wurde eine unserer ersten Bundessprecherinnen in einer Zeit, in der wir der Diffamierung des Antifaschismus als „diskreditiert“ und „überkommen“ entgegentreten mussten. Sie hat einen großen Anteil daran, dass das gelungen ist.

Zum 50. Geburtstag der VVN richtete sie zusammen mit Peter Gingold einen bewegenden „Appell an die Jugend“:

https://perlavitamovie.files.wordpress.com/2013/08/appell-an-die-jugend-vers-2005-esther-bejarano-und-peter-gingold-doc.pdf

Als im November 2019 das Finanzamt für Körperschaften in Berlin unsere Gemeinnützigkeit bestritt, schritt sie mit ihrem flammenden Appell an Olaf Scholz „Das Haus brennt und Sie sperren die Feuerwehr aus“ ein und verbreiterte die öffentliche Debatte. Damit hat sie wesentlich zu unserem Erfolg in dieser Auseinandersetzung beigetragen.

Nun ist die unermüdliche „Zeitzeugin“ gegen Vergessen des historischen und Verharmlosen des aktuellen Faschismus, Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft von uns gegangen. Sie wird uns fehlen, vielen von uns auch als verlässliche Freundin.

Wir denken ans sie in Dankbarkeit, Trauer und Liebe.

Nehmen wir ihre letzte öffentliche Botschaft als Vermächtnis und arbeiten wir weiter daran, dass der 8. Mai endlich auch in Deutschland ein Feiertag wird, so wie sie es in ihrer Rede am 3. Mai noch einmal vorgetragen hat:

„Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschla­gung des NS-Regimes. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

75 Jahre VVN – Open-Air-Veranstaltung der hessischen VVN-BdA in Kooperation mit der Brotfabrik – Kulturprojekt 21 e. V.

4. Juli 2021





Liebe Freunde und Freundinnen der VVN-BdA, wir werden feiern: 75 Jahre VVN – Open-Air-Veranstaltung der hessischen VVN-BdA in Kooperation mit der Brotfabrik – Kulturprojekt 21 e. V. „…in Dreiteufelsnamen gründen wir die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.“ So berichtete Emil Carlebach von einem Vorbereitungsgespräch mit Vertretern der Verfolgten aus den vier Besatzungszonen. Eigentlich sollte die Organisation der Widerstandskämpfer „Kampfbund gegen den Faschismus“ heißen. Das stieß bei den westlichen Alliierten auf Ablehnung. Deshalb: „in Dreiteufelsnamen“. Man traf sich dann am 20. und 21.Juli 1946 in Frankfurt am Main zu einer Besprechung der Hauptausschüsse aller Zonen, „die ausschließlich dem Zwecke diene, über alle Zonen hinweg zu einer einigen Zusammenfassung aller deutschen Kameraden zu gelangen“, wie es in der Vorankündigung hieß. Am 10. August 1946 wurden in Hanau die programmatischen Ziele und die Satzung beschlossen. Das sind nun 75 Jahre her. Genau betrachtet, ist es kein Grund zum Feiern. Hatten doch unsere Gründerinnen und Gründer ein vereintes antifaschistisch-demokratisches Deutschland aufzubauen wollen, das dem Frieden und der Freiheit verpflichtet sein sollte und in dem die Wurzeln des Nazismus beseitigt sein würden. Was ist davon erreicht? Wir feiern trotz alledem! Trotz angedrohtem Verbot in den fünfziger Jahren, trotz Verhaftungen von führenden Funktionären in den fünfziger und sechziger Jahren, trotz Diffamierung und Bespitzelung durch die Geheimdienste von Beginn an bis heute. Wir sind da! Gestärkt durch viele neue und junge Mitglieder und stark durch die Treue unserer langjährigen Mitglieder, sind wir kein bisschen leise, geht es weiter gegen Faschismus, Rassismus und Krieg. Wir feiern: am Sonntag, den 18. Juli, ab 16.00 Uhr auf dem Freigelände der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst. WICHTIG: Der Eintritt ist frei, melden Sie sich aber bitte vorher für ein Ticket online an: brotfabrik.de/vvn oder Tel.Nr. ADticket Hotline 0180 60 50 400

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