Wir werden sie nie vergessen: Ehrenpräsidentin Esther Bejarano gestorben

10. Juli 2021

Heute Nacht ist unsere Ehrenpräsidentin Esther Bejarano ruhig und friedlich eingeschlafen.

Wir alle kannten Sie als eine Frau von großer Entschiedenheit und geradezu unglaublichem Elan, die viele von uns noch bis vor kurzem auf der großen Bühne erleben durften. Zuletzt saß sie am 8. Mai auf unserer kleinen Bühne im Hamburger Gängeviertel und erzählte von ihrer Befreiung am 3. Mai 1945 durch Soldaten der Roten Armee und der US-Armee, die kurz nacheinander in der kleinen Stadt Lübsz eintrafen. Dort hatte Esther mit einigen Freundinnen aus dem KZ Ravensbrück Unterschlupf gefunden, nachdem sie gemeinsam dem Todesmarsch entflohen waren.

Wenige Tage zuvor, am 3. Mai, den sie ihren zweiten Geburtstag nannte, hat Esther sich noch mit einer Video-Botschaft zum Tag der Befreiung an uns alle gewendet. Darin bezog sie noch einmal deutlich Stellung zu aktuellen Auseinandersetzungen in der Stadt Hamburg und im ganzen Land. Obwohl sie dabei schon im Rollstuhl saß, waren ihre Worte klar und ihre Stimme kräftig:

https://www.auschwitz-komitee.de/5249/esther-bejarano-wir-sind-da-meine-befreiung-im-mai-1945-und-meine-hoffnungen/

Wir verdanken Esther viel; sie war immer da, wenn wir sie brauchten.

Als 1990 zum ersten Mal ein Bundessprecher:innenkreis gewählt werden sollte und dafür Personen gesucht wurden, die Tradition und „Neuanfang“ verkörperten, stand sie dafür zur Verfügung und wurde eine unserer ersten Bundessprecherinnen in einer Zeit, in der wir der Diffamierung des Antifaschismus als „diskreditiert“ und „überkommen“ entgegentreten mussten. Sie hat einen großen Anteil daran, dass das gelungen ist.

Zum 50. Geburtstag der VVN richtete sie zusammen mit Peter Gingold einen bewegenden „Appell an die Jugend“:

https://perlavitamovie.files.wordpress.com/2013/08/appell-an-die-jugend-vers-2005-esther-bejarano-und-peter-gingold-doc.pdf

Als im November 2019 das Finanzamt für Körperschaften in Berlin unsere Gemeinnützigkeit bestritt, schritt sie mit ihrem flammenden Appell an Olaf Scholz „Das Haus brennt und Sie sperren die Feuerwehr aus“ ein und verbreiterte die öffentliche Debatte. Damit hat sie wesentlich zu unserem Erfolg in dieser Auseinandersetzung beigetragen.

Nun ist die unermüdliche „Zeitzeugin“ gegen Vergessen des historischen und Verharmlosen des aktuellen Faschismus, Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft von uns gegangen. Sie wird uns fehlen, vielen von uns auch als verlässliche Freundin.

Wir denken ans sie in Dankbarkeit, Trauer und Liebe.

Nehmen wir ihre letzte öffentliche Botschaft als Vermächtnis und arbeiten wir weiter daran, dass der 8. Mai endlich auch in Deutschland ein Feiertag wird, so wie sie es in ihrer Rede am 3. Mai noch einmal vorgetragen hat:

„Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschla­gung des NS-Regimes. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

75 Jahre VVN – Open-Air-Veranstaltung der hessischen VVN-BdA in Kooperation mit der Brotfabrik – Kulturprojekt 21 e. V.

4. Juli 2021





Liebe Freunde und Freundinnen der VVN-BdA, wir werden feiern: 75 Jahre VVN – Open-Air-Veranstaltung der hessischen VVN-BdA in Kooperation mit der Brotfabrik – Kulturprojekt 21 e. V. „…in Dreiteufelsnamen gründen wir die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.“ So berichtete Emil Carlebach von einem Vorbereitungsgespräch mit Vertretern der Verfolgten aus den vier Besatzungszonen. Eigentlich sollte die Organisation der Widerstandskämpfer „Kampfbund gegen den Faschismus“ heißen. Das stieß bei den westlichen Alliierten auf Ablehnung. Deshalb: „in Dreiteufelsnamen“. Man traf sich dann am 20. und 21.Juli 1946 in Frankfurt am Main zu einer Besprechung der Hauptausschüsse aller Zonen, „die ausschließlich dem Zwecke diene, über alle Zonen hinweg zu einer einigen Zusammenfassung aller deutschen Kameraden zu gelangen“, wie es in der Vorankündigung hieß. Am 10. August 1946 wurden in Hanau die programmatischen Ziele und die Satzung beschlossen. Das sind nun 75 Jahre her. Genau betrachtet, ist es kein Grund zum Feiern. Hatten doch unsere Gründerinnen und Gründer ein vereintes antifaschistisch-demokratisches Deutschland aufzubauen wollen, das dem Frieden und der Freiheit verpflichtet sein sollte und in dem die Wurzeln des Nazismus beseitigt sein würden. Was ist davon erreicht? Wir feiern trotz alledem! Trotz angedrohtem Verbot in den fünfziger Jahren, trotz Verhaftungen von führenden Funktionären in den fünfziger und sechziger Jahren, trotz Diffamierung und Bespitzelung durch die Geheimdienste von Beginn an bis heute. Wir sind da! Gestärkt durch viele neue und junge Mitglieder und stark durch die Treue unserer langjährigen Mitglieder, sind wir kein bisschen leise, geht es weiter gegen Faschismus, Rassismus und Krieg. Wir feiern: am Sonntag, den 18. Juli, ab 16.00 Uhr auf dem Freigelände der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst. WICHTIG: Der Eintritt ist frei, melden Sie sich aber bitte vorher für ein Ticket online an: brotfabrik.de/vvn oder Tel.Nr. ADticket Hotline 0180 60 50 400

Rede von Dr. Ulrich Schneider zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

29. Juni 2021

Wenn wir heute aus deutscher Perspektive an den Überfall auf die Sowjetunion, den so genannten „Fall Barbarossa“ erinnern, dann müssten wir über viele Aspekte sprechen: 

Über die Kriegsvorbereitung, über die verbrecherische Durchführung mit ihren Kriegsverbrechen, die Behandlung der Kriegsgefangenen und die Ausplünderung der Sowjetunion, der besondere Charakter dieses Krieges als ideologisch legitimierter Vernichtungskrieg gegen den „jüdischen Bolschewismus“ bis zum Prinzip der „verbrannten Erde“ beim von der Roten Armee erzwungenen Rückzug.  

Aus diesen vielen Perspektiven möchte ich nur drei herausgreifen, die m.E. in der öffentlichen Debatte in der Regel zu kurz kommen. 

„Vergessen“ wird in aller Regel, dass schon das zaristische Russland in der Expansionsplanung der aggressivsten Kräfte im Kaiserreich, beim „Alldeutschen Verband“, eine zentrale Rolle gespielt hat. So gehörte schon damals aus deren Sicht  das gesamte Baltikum bis Sankt Petersburg zur originären deutschen Herrschaftszone. Während die Schwarzerde-Region der heutigen Ukraine als erweiterte „Kornkammer“ des Deutschen Reiches angesehen wurde. Man sieht also, geostrategische Ziele und Begründungen der faschistischen Aggression waren schon Jahrzehnte auf der Agenda des deutschen Imperialismus bei seinem Griff nach der Weltmacht. 

Adolf Hitler reproduzierte in seinen Großmachtvorstellungen, wie er sie 1924 in „Mein Kampf“ niederschrieb, eigentlich nichts anderes, als was durch die politisch und ökonomisch einflussreichen Kräfte des kaiserlichen Deutschlands längst vorgedacht war. Er ergänzte diese Überlegungen jedoch – mit Blick auf die revolutionäre Entwicklung in Russland und den Aufbau der Sowjetunion – um die antibolschewistische Komponente, die bei ihm und in der Ideologie der faschistischen Bewegung insgesamt in dem Feindbild der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ zusammenlief, deren Hort das „Weltjudentum“ und die Sowjetunion war. 

Allein schon deshalb war es für die faschistische Herrschaft prinzipiell ausgeschlossen, zu einer Verständigung mit der UdSSR zu kommen, die ein gemeinsames Arrangement bezogen auf die Einflussverteilung in der Welt ermöglicht hätte.

Wer so etwas behauptet – und die Gleichsetzung von Hitler und Stalin bzw. des faschistischen Deutschland und der Sowjetunion war in der Zeit des Kalten Krieges in den 1950er und 1960er Jahre in unserem Land durchaus propagandistischer Standard, sie zeigt sich jedoch auch jüngst in der Erklärung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 ,  wer also so etwas behauptet, der ignoriert bewusst die historischen Fakten und versucht, die politische Verantwortung für die faschistische Aggression quasi „gleichmäßig auf beide Seiten“ zu verteilen.   

Wer die historischen Fakten ernsthaft betrachtet, kann gar nicht anders, als festzustellen, dass es beim Überfall auf die Sowjetunion um eine Expansion im Sinne langfristiger Kriegszielplanung des deutschen Faschismus/ Imperialismus ging. 

Auch ein zweiter Fakt wird in der öffentlichen Erinnerung gerne „vergessen“:

Nach den militärischen Erfolgen der deutschen Wehrmacht gegen Polen, in Skandinavien und an der Westfront gab Adolf Hitler für die Reichsregierung am 21. Juli 1940 die Weisung zur Erarbeitung einer Angriffsplanung gegen die Sowjetunion an die Wehrmachtsführung. Das war gerade einmal ein Jahr nach dem Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags, der bekanntlich im September 1939 durch einen „Freundschaftsvertrag“ ergänzt worden war. Es wäre ein eigenes Thema, über diesen Vertrag und sein Zustandekommen zu sprechen, aber aus der Sicht der Sowjetunion war es allein eine strategische Option, die von dem Denken geprägt war, „Wer per Handel die Waren bekommt, die er benötigt, der wird dafür keinen Krieg führen.“ Wie illusionär diese Überlegung der sowjetischen Außenpolitik war, mussten die Menschen in der Sowjetunion ab Sommer 1941 grausam erleben.  

Schon Anfang Dezember 1940 fand eine Beratung der Reichsregierung mit der Generalität zur Ausgestaltung der Kriegsplanung gegen die Sowjetunion statt, bevor am 18. Dezember 1940, also ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Überfall der Plan „Unternehmen Barbarossa“ vorgelegt werden konnte. 

Speziell für diesen Feldzug wurden „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“ verfasst, mit denen die einzelnen Soldaten und örtlichen Kommandeure nicht nur Handlungsfreiheit erhielten, sondern aktiv zu Kriegsverbrechen aufgefordert waren. Wörtlich heißt es in dem „Straffreiheitserlass“ vom 13. Mai 1941: „Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jeden aktiven und passiven Widerstandes … gegenüber allen Angehörigen der Roten Armee – auch den Gefangenen – ist äußerste Zurückhaltung und schärfste Achtsamkeit geboten, da mit heimtückischer Kampfweise zu rechnen ist. Besonders die asiatischen Soldaten der Roten Armee sind undurchsichtig, unberechenbar, hinterhältig und gefühllos.“ Diese rassistischen Anweisungen kamen nicht aus dem Propagandaministerium, sondern stammten aus der Feder der Wehrmachtsführung. 

Eine wichtige Rolle spielte der von General Wilhelm Keitel unterzeichnete „Kommissar-Befehl“ vom 6. Juni 1941, also ebenfalls vor Beginn der Aggression. In den Strukturen der Roten Armee gab es eine Gruppe von Polit-Offizieren, so genannten „politischen Kommissare“, die laut Anweisung der Wehrmachtsführung nicht als Kriegsgefangene zu behandeln seien. Sie seien bereits an der Front zu töten. Wurden sie erst später entdeckt, verbrachte man sie zur Liquidierung in die Konzentrationslager. Allein im KZ Buchenwald ermordete die SS in der Exekutionsanlage im „Pferdestall“ über 8000 sowjetische Kriegsgefangene, die als Häftlinge in das Lager verschleppt worden waren, auf der Grundlage des „Kommissar-Befehls“.

Dieser Überfall  war ursprünglich bereits für das Frühjahr 1941 geplant. Der Krieg auf dem Balkan, der mit dem Eingreifen der Wehrmachtseinheiten im April 1941 gegen das Königreich Jugoslawien und anschließend gegen Griechenland einen weiteren Kriegsschauplatz an der südlichen Flanke militärisch eröffnete, führte dazu, dass der Überfall tatsächlich erst am 22. Juni 1941 erfolgte. 

Allein diese Chronologie der Kriegsvorbereitung verweist alle Erzählungen von geschichtsrevisionistischen Kreisen, dass Hitler nur einem unmittelbar bevorstehenden Angriff der sowjetischen Truppen zuvorgekommen sei (die so genannte „Präventivschlag-These“, die übrigens schon von der faschistischen Propaganda selber verbreitet wurde), ins Reich der Legenden. Nein, dieser Krieg war von Seiten des deutschen Faschismus ideologisch und praktisch lange geplant und vorbereitet worden. 

Ein dritter Aspekt, der in der öffentlichen Debatte nur unzureichend behandelt wird, sind die faschistischen Kriegsziele, die Zerschlagung der Sowjetunion, die wirtschaftliche Ausplünderung und die Ermordung von Millionen Menschen als Teil des „Vernichtungskrieges“. 

Bei der Aufspaltung der Sowjetunion bediente man sich der nationalistischen Kräfte in diesem Vielvölkerstaat. Ansatzpunkte fanden die deutschen Faschisten bei den baltischen Nationalisten, bei den ukrainischen Bandera-Nationalisten und bei den verschiedenen Völkern im Kaukasus, die nicht nur hofften, einen eigenen Teil vom „Kuchen“ zu erhalten, sondern sich auch als Freiwillige der SS-Einheiten in den antibolschewistischen Kampf einbinden ließen. Dass der deutsche Faschismus – nach dem Endsieg – keinesfalls Unabhängigkeitsrechte einzuräumen bereit war, ist bekannt.

Bei der Ausplünderung ging es – wie in der Kriegsplanung und bereits in Hitlers „Mein Kampf“ ganz offen ausgesprochen – um die Rohstoffreserven der UdSSR, um die Weizenfelder und Agrarprodukte der ukrainischen Schwarzerde-Region, um die Öl- und Gasvorkommen im Kaukasus, um Eisenerz und die industriellen Kapazitäten in den westlichen Republiken der Sowjetunion. All das wurde in der Planung zum „Fall Barbarossa“ bereits als Ressource eingeplant, um den Krieg gegen die UdSSR überhaupt führen zu können. Das nach Osten vorrückende Millionenheer sollte sich aus den Vorräten der örtlichen Bevölkerung versorgen und damit den dort lebenden Menschen die Lebensgrundlage nehmen. Schon dies zeigt, in welchem Umfang dieser militärische Einsatz von Anfang an ein Vernichtungskrieg gegen die „slawischen Untermenschen“ sein sollte.

In eine gemeinsame Form gegossen wurde diese Ausplünderung im „Generalplan Ost“, der als „genozidales Langzeitprojekt“ (Dietrich Eichholz) der faschistischen Kriegsplanung anzusehen ist. Es ging dabei um die geplante Ostkolonisation mit germanischen Siedlungsgebieten („Lebensraum im Osten“), um eine Massenvertreibung und Vernichtung von bis zu 50 Mio. Menschen aus den betreffenden Gebieten und den Einsatz der Verbliebenen als Zwangs- und Sklavenarbeiter. 

Der dritte Aspekt war die gezielte Vernichtung jüdischer Menschen, von Sinti und Roma sowie „slawischer Untermenschen“ in den okkupierten Gebieten. Noch hatte die Wannsee-Konferenz, auf der die Massenvernichtung besprochen wurde, nicht stattgefunden (20.1.1942), aber das politische Ziel der Vernichtung aller jüdischen Menschen war bereits in den Köpfen aller Verantwortlichen präsent. Schon die ersten Wochen des Überfalls auf die Sowjetunion waren begleitet von zahlreichen Massenmorden, die teilweise gemeinsam mit örtlichen Kollaborateuren durchgeführt wurden. Im Wald von Rumbula ermordeten lettische Hilfspolizei und deutsche Einsatzgruppen-Einheiten 1941 über 15.000 jüdische Menschen. Im ukrainischen Lviv (Lemberg) verübten Wehrmacht und Bandera-Kollaborateure schon Ende Juni 1941 erste Massenmorde. Das wohl bekannteste Massaker ereignete sich Ende September 1941, als die Wehrmacht zusammen mit den Einsatzgruppen, unterstützt durch ukrainische Hilfspolizisten etwa 33.000 Kiewer Juden aus der Stadt zusammentrieben und in der Schlucht von Babyn Jar erschossen. Und das waren nur die bekanntesten Beispiele. 

Insgesamt summierten sich die Morde an der Zivilbevölkerung im Zuge des „Russland-Feldzuges“ auf etwa 20 Mio. Opfer, zu denen nicht zuletzt die über eine Mio. Opfer der 900tägigen Blockade von Leningrad gehörten. Hinzu kommen noch etwa 7 Mio. Angehörige der sowjetischen Streitkräfte. 

Vollkommen zu R echt wird im politischen Deutschland darauf verwiesen, dass die Ermordung von 6 Millionen europäischer Juden in den deutschen Vernichtungslagern aus rasse-ideologischen Gründen die Grundlage für eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und die „Staatsräson“ gegenüber dem Staat Israel bilden müsse. 

Was gegenüber dem Staat Israel gilt, scheint aber gegenüber den ebenfalls aus rasse-ideologischen Gründen ermordeten über 20 Mio. sowjetischen Zivilisten keine Gültigkeit zu haben. Wir erinnern uns, dass es fast 50 Jahre dauerte, bis diese Gesellschaft bereit war sich mit den Wehrmachtsverbrechen unter der Überschrift „Vernichtungskrieg“ ernsthaft zu beschäftigen. Ihr alle erinnert euch, wie damals Geschichtsrevisionisten und Apologeten der Wehrmacht dagegen hetzten, so auch während der Ausstellung damals hier in der Frankfurter Paulskirche.

Für mich bedeutet jedenfalls die Erinnerung an den 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion, dass unsere Gesellschaft und Politik Verantwortung und eine „Staatsräson“ gegenüber den Nachfolgestaaten der Sowjetunion besitzt. Und das bedeutet, dass nicht kalter Krieg und politische Abgrenzung sondern Dialog, nicht Konfrontation und Verschärfung der militärischen Spannung, sondern gemeinsame Sicherheitspolitik das Verhältnis der Staaten zueinander prägen müssen.

Wir erinnern: 80 Jahre Überfall auf die Sowjetunion

20. Juni 2021

Am 22. Juni 2021 jährt sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Mit ihm begann ein Vernichtungskrieg schrecklichen Ausmaßes und mit Millionen von Toten. Wir erinnern an die Opfer des Krieges und alle Kämpfer:innen für die Befreiung.

Die VVN-BdA ruft zur Gedenkveranstaltung am Dienstag, den 22. Juni 2021 um 18:00 Uhr an der Paulskirche in Frankfurt auf, unter dem Motto „80 Jahre Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion“.

Vor 80 Jahren überfielen die Armeen Hitlerdeutschlands und ihrer Verbündeten die Sowjetunion. Dieser Krieg war nicht allein ein Eroberungskrieg um Raum und Ressourcen, sondern ein geplanter Vernichtungskrieg gegen den „jüdisch-bolschewistischen“ Feind. Die Generalität der Deutschen Wehrmacht machte mit dem „Kommissar-Befehl“, dem Generalplan Ost sowie dem Handeln der Einsatzgruppen deutlich, dass sie den Vernichtungskrieg von Anfang an unterstützte. Dieser brachte unendliches Leid über die Menschen und forderte mehr als 27 Millionen Opfer aus allen Teilen der Sowjetunion.

Mit dieser Veranstaltung treten wir für eine angemessene Erinnerung und Würdigung der Millionen Opfer des Vernichtungskrieges ein, gegen die Umdeutung der Geschichte und für eine Friedenspolitik, die im Dialog mit Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion eine neue Politik der Entspannung und Abrüstung in Europa ermöglicht.

Die Gedenkveranstaltung wird mit russischer Musik umrahmt. Es sprechen: Ulrich Schneider (FIR und VVN-BdA), Mathias Jochheim (VVN-BdA, IPPNW), Detlef Schabicki: Meine russische Familie und Bruni Freyeisen: Biografie von Olga Aitmatov, ermordet in Frankfurt-Preungesheim.

Diese Veranstaltung wird unter Corona-Bedingungen stattfinden.

Die VVN-BdA hat einen Flyer erstellt, den Du hier lesen und abrufen kannst.

Finanzamt rudert zurück: VVN-BdA ab 2019 wieder gemeinnützig!

25. März 2021

Der erste Schritt ist getan: Über unsere Anwälte erreichte uns heute die Mitteilung des Finanzamtes für Körperschaften I in Berlin für das Jahr 2019: Die VVN-BdA ist wieder gemeinnützig.

Das ist ein gutes und wichtiges Signal für den Antifaschismus in diesem Land!

Zur Begründung teilt das Finanzamt mit, die Gemeinnützigkeit könne „nach
eingehender Prüfung“ gewährt werden, da die Bundesvereinigung der VVN-BdA im Jahr 2019 im Verfassungsschutzbericht des bayerischen Geheimdienstes nicht mehr als „extremistische Organisation“ eingestuft sei. Aufgrund der geänderten Einstufung stehe der Paragraph 51 der Abgabenordnung der Anerkennung der Gemeinnützigkeit
„nicht im Wege“.

Die VVN-BdA wertet das als Signal, dass die Vernunft siegen wird und wir sind jetzt zuversichtlich, bald auch eine positive Nachricht für die Jahre 2016-18 zu erhalten.

An dieser Stelle bedanken wir uns schon einmal bei allen, die uns bei dieser
schwierigen und langen Auseinandersetzung unterstützt haben! Durch die große Solidarität, die verstärkte Öffentlichkeit und den lauten Protest von Vielen wurde deutlich, welche Bedeutung die VVN-BdA in diesem Land bis heute innehat, und dass Antifaschismus eine breite gesellschaftliche Basis hat.

Gemeinsam sind wir stark!

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