Änne Salzmann

Änne Buchert wurde am 9. Oktober 1905 in Offenbach am Main geboren.

Sie begann 1920 ihre Lehre als Schärferin in der Schuhfabrik Wallerstein, wurde Mitglied der Gewerkschaft der Schuhmacher und der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). 1922 trat sie in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) über, dessen Ziele ihr mehr entsprachen und wurde 1923 auch Mitglied der Offenbacher Naturfreunde.
Änne Salzmann 1928 heiratete sie ihren Kreuznacher Genossen Hugo Salzmann. Nach einem Jahr Ehe zog sie zurück nach Frankfurt am Main. Dort bekam sie schnell Kontakte zur KPD.

Die illegale Arbeit Änne Salzmanns begann sofort nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933. Ostern 1933 wurde sie zum ersten Mal verhaftet, nach mehrwöchiger Einzelhaft in Gießen wieder entlassen.

1935 verhaftete die Gestapo sie erneut. Oft wurde sie Genossen gegenübergestellt und kam auf „Transport“ zu weiteren Vernehmungen. Sie machte keine Aussagen und belastete nie jemanden. In der Anklage vom 19. 11. 1935 wurde ihr die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens vorgeworfen.
Änne Salzmann wurde zu 6 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus – überwiegend in Einzelhaft in verschiedenen Anstalten – mit 10 Jahren „Ehrverlust“ und Polizeiaufsicht nach der Strafe verurteilt.

Im März 1942 kam der Tag ihrer Entlassung. Sie musste sich regelmäßig bei der Gestapo melden und arbeitete in der Schuhfabrik Hassia. Zu ihren Genossen hatte sie damals nur noch lose Kontakte, alles andere wäre zu gefährlich gewesen.Bald nach der Befreiung 1945 setzte der „Beratende Ausschuss der Stadt Offenbach“, von der Militärregierung aus unbelasteten Bürgern gebildet, Änne als Geschäftsführerin für die „Hilfe für Offenbach“ ein, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, die wenigen vorhandenen Bedarfsmittel und die Hilfsgüter aus Amerika an besonders Bedürftige sowie an Naziverfolgte gerecht zu verteilen.
Sie vertrat die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), die sie mit gegründet hatte, in öffentlichen Bereichen.
Im Herbst 1945 war Änne Salzmann Mitbegründerin, dann Vorsitzende des „Überparteilichen Offenbacher Frauenverbandes“.
Im Rahmen des „Kalten Krieges“ und der Kommunistenverfolgung schloss man sie aus dem Frauenverband aus.Von 1946 bis zu ihrer Rente 1965 arbeitet Änne im Sozialamt Offenbach.

Als 1956 die KPD verboten wurde, riet man ihr, aus der KPD auszutreten. Dies lehnte sie ab. Zu ihrer Entlassung kam es dank ihrer Kolleginnen und Kollegen, ihrer Gewerkschaft und dem damaligen Sozialdezernenten Winkel (SPD) nicht.
Wichtig waren Änne und ihrem Lebensgefährten Karl Schild – neben dem kompro­­misslosen Eintreten gegen alte und neue Nazis – das Engagement in der Friedensbewegung, Gedenkstättenbesuche, Ostermärsche und Gewerkschaftsaktionen. Sie waren als wichtige Vorbilder für junge Menschen immer dabei.

Ein weiterer Schwerpunkt war ihre praktische Solidaritätsarbeit z. B. für Südafrika, El Salvador und Nicaragua.
Vielfach wurde diese starke Frau, die aber immer bescheiden und still nie von ihren Leistungen sprach, geehrt: 1978 wurde ihr die Ehrenmedaille der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, Bund der Antifaschisten verliehen, 1987 ehrte die Stadt Offenbach sie mit der Bürgermedaille in Silber. 1990 erhielt sie von ihrer Gewerkschaft für 70 – jährige aktive Mitgliedschaft die Hans-Böckler – Medaille.
1992 verlieh ihr die Stadt Frankfurt die Johanna – Kirchner – ­Medaille.

Am 22. Mai 2005 ist Änne Salzmann gestorben, wenige Monate vor ihrem 100. Geburtstag. Über ihrer Todesanzeige in der Zeitung stand: „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“

Im Jahre 2016 beschlossen die Stadtverordneten ihrer Geburtsstadt Offenbach am Main einen Platz im Stadtteil Waldheim nach ihr zu benennen, der heutige „Änne-Salzmann-Platz“.

Änne Salzmann gehörte zu den Gründerinnen der hessischen VVN. Wir haben ihr eine Tafel in unserer Ausstellung ‚75 Jahre VVN‘ gewidmet.