Georg Buch
Georg Buch
…wurde am 24.September 1903 in Wiesbaden geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer und engagierte sich in der Jugendorganisation des Verbandes der Deutschen Buchdrucker. Nach der Lehre, unterbrochen durch Wanderschaft, arbeitete er als Buchdruckergehilfe und Schriftsetzer und bildete sich in den Jahren 1929/30 an der Akademie der Arbeit in Frankfurt fort. 1933 wurde Georg Buch Stadtverordneter und Vor-sitzender der SPD in Wiesbaden. Vom 14. bis 28. September wurde er von den Nazis in „Schutzhaft“ genommen. Danach verdiente er seinen Lebensunterhalt als Vertreter. Von 1940 bis 1941 war er Imprägnierer und damit u.a. auch Bauführer im Bereich des Luftgaus Westfrankreich in La Rochelle. Er trotzte der Verfolgung, indem er einen Teil seiner früheren Jugendgruppe als oppositionelle Gesinnungsgemeinschaft organisierte. Er hielt den Kontakt zu weiteren Regimegegnern in und um Wiesbaden aufrecht.
Eine Denunziation führte Anfang 1941 zu seiner Festnahme und der seines Widerstandskreises. Weitere Personen, darunter auch seine spätere Ehefrau Anna Ebert, wurden ebenfalls verhaftet. Zwischen 1941 und 1945 befand er sich wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ in verschiedenen Gefängnissen in Untersuchungs- und Strafhaft und wurde im KZ SS-Sonderlager Hinzert und im KZ Sachsenhausen interniert.
Am 23. April 1945 wurde er befreit und schlug sich durch das zerstörte Deutschland nach Wiesbaden durch. Er engagierte sich sofort wieder in der SPD, in der Kommunalpolitik und bald auch auf Landesebene.
Ab 1946 war er Stadtverordneter sowie Stadtrat und Vorsitzender der SPD-Stadtverordnetenfraktion. Zur Lösung der vielfältigen drängenden Probleme jener Zeit, Mangel an Lebensmitteln und Heizstoffen, Wohnungsnot, zerstörte Produktionsanlagen, Wiederherstellung demokratischer Strukturen usw. suchte Georg Buch stets die Kooperation und den Kompromiss mit sämtlichen demokratischen Kräften.
Von 1954 bis 1968 war er Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden. 1946 war Georg Buch Gründungsgesellschafter der Frankfurter Union-Druckerei. Er war einer der Gründungsmitglieder der VVN in Hessen und Präsidiumsmitglied des Lagerkomitees Sachsenhausen.
Georg Buch hat sich lange Zeit in der hessischen Landespolitik engagiert, Er war Mitglied der Verfassungsberatenden Landesversammlung (Groß-Hessen). Von 1946 bis 1950 und von 1954 bis 1974 war er Mitglied des Hessischen Landtags. Von 1966 bis 1974 war er dessen Präsident. Sein politisches Kredo lautete: „Man darf niemals vergessen, welch hoher Preis insgesamt zu bezahlen war, nur weil die Demokraten unserer ersten deutschen Republik in einer zweifellos schwierigen Situation nicht zusammenzufinden vermochten.“
Zwischen 1974 bis 1986 war er Vorsitzender des von ihm ins Leben gerufenen Freundeskreises ehemalige Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) Wiesbaden. Georg Buch meldete sich immer zu Wort, wenn es galt, gegen demokratiefeindliche Strömungen aufzutreten und Erfahrungen aus den Jahren der Verfolgung und des Widerstands der jüngeren Generation zu vermitteln.
Georg Buch starb am 5. August 1995 in Wiesbaden.
Er gehörte zu den Gründern der hessischen VVN. Wir haben ihm eine Tafel in unserer Ausstellung ‚75 Jahre VVN‘ gewidmet.
Quellen: Stadtarchiv Wiesbaden, 2017; verbunden mit großem Dank für die Überlassung der wertvollen Dokumente, die uns digital zur Verfügung stehen.