Lorenz Knorr
Lorenz Knorr (18. Juli 1921 – 26. November 2018)
Lorenz Knorr, Sozialist, Antifaschist, Friedenskämpfer, hat eine Kurzbiographie verfasst. Bevor wir auf Sekundärquellen zugreifen, veröffentlichen wir doch gerne das Original.
Geboren wurde ich am 18. 7. 1921 in Eger/Cheb in Westböhmen als zweites Kind einer Arbeiterfunktionärsfamilie. Mein Großvater stritt bereits in der Habsburger Monarchie für den Sozialismus. In der Wohnung meiner Eltern trafen sich vor 1938 Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre aus Bayern, aus Böhmen und Sachsen, insofern erfuhr ich sehr früh vieles über politische Probleme, Ziele und Kämpfe der Arbeiterbewegung.
Von meinem sechsten bis zu meinem 14.Lebensjahr besuchte ich die Volks- und Bürgerschule. Stets war ich der beste Schüler der Klasse, aber das Geld für ein Studium fehlte. Zu dieser Zeit war, als Zeitungsjunge für Publikationen der Arbeiterbewegung tätig und wurde dadurch mit sozialen Problemen der Menschen in meiner Umgebung konfrontiert. Ich wurde ein aktives Mitglied des ATUS (Arbeiter Turn- und Sportverband) und der Roten Falken. Später wurde ich Sprecher des Kinderparlaments der Roten Falken in Eger. 1935 machte ich meine Jugendweihe und besuchte mein erstes Seminar über Karl Marx und Sozialismus.
Ab 1935 ging ich in die Schriftsetzer- und Buchdruckerlehre. Ab 1936 war ich dann der Vorsitzende der Jungbuchdrucker im Bezirk Eger und Vorsitzender der (Vereinigten) Sozialistischen Jugend in Eger. Ich wurde der 1.Preisträger eines Verbandswettbewerbs der Jungbuchdrucker und schrieb Beiträge für die Zeitschrift „Jungbuchdrucker“. Ich besuchte drei Jahre Fachschule für das graphische Gewerbe und schloss „mit Auszeichnung“ ab. Danach fing ich mit einem Selbststudium der Kalligraphie an.
Bis 1936 gehörte ich zu jenen Jugendlichen, die von Krieg, Soldat sein und Zerstörungsmitteln nichts wissen wollten.
Alte Antifaschisten warnten: Hitler steht mit angriffsbereiten Divisionen an der Grenze und ihr wollt euch nicht wehren, um das letzte Bollwerk der Demokratie in Mitteleuropa zu verteidigen?
Nach intensiven Diskussionen im Jugendverband beschlossen wir: wir üben Wehrertüchtigung! Ab sofort waren wir am antifaschistischen Kampf gegen die rasch wachsende an Hitler orientierte Henlein-Partei und deren Jugendorganisation beteiligt. Wir organisiertem unter anderem den Transport von antifaschistischem Informationsmaterial über die Grenze zu ober fränkischen SPD-Leuten.
Nach dem Münchener Abkommen vom 29.9.1938 kam ich in ein qualvolles sechsstündiges Kreuzverhör durch die Gestapo. Es waren zwei Scheinwerfer auf mich gerichtet und ich erhielt keinen Tropfen Wasser. Sie schlugen mir ins Gesicht und machten mir schreckliche Drohungen. Danach kam ich ins Gefängnis, denn ich hatte trotz der Folter nichts verraten!
Nach einigen Tagen kamen drei mir gut bekannte Hitler-Jugend-Führer mit Ehrendolchen und Pistolen in meine Zelle. Sie forderten mich auf ein Papier zu unterschreiben, dann würde ich frei sein. Darin stand, dass ich meinem bisherigen Sozialismus abschwören und mich zum richtigen Nationalsozialismus von Adolf Hitler bekennen sollte; meine Freunde in der Sozialistischen und in der Gewerkschaftsjugend sollte ich aufrufen, meinem Beispiel zu folgen und treue Mitstreiter des Führers zu werden. Ich lehnte entschlossen ab. Sie schlugen mich mit einem Brett bewusstlos! – Der Prokurist meiner Lehrfirma, ein hoher NS-Funktionär im Bezirk Eger, holte mich nach sechs Wochen aus dem Gefängnis mit der Begründung: Knorr ist ein guter Arbeiter; als solcher kann er unserem Führer mehr dienen als im Gefängnis!
Der Antifaschistische Widerstand, der bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes dauerte, sah uns bestens vorbereitet. Bereits nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland bestand Klarheit, dass die CSR das nächste Opfer sein würde. Emigranten aus dem Deutschen Reich erklärten uns im Detail, was bei ihrem Widerstand mangels Erfahrung falsch gelaufen war, zu unnötigen Opfern führte und künftig zu vermeiden sei. Freiwillig, also ohne Parteiauftrag, sollte man sich mit bester Tarnung zur Wehr setzen, nur in vernetzten Dreier-Gruppen wirken (in die kein Agent des Gegners einzuschleusen war) ; jeder sollte ein Alibi haben, wenn er illegal aktiv wurde; zwei Fluchtwege sollten bei jeder Aktion vorher erkundet sein, weil einer zufällig blockiert sein könnte. Bei aller Risikogegebenheit; sollten wir stets daran denken, dass für „die Zeit nach Hitler“ tüchtige Kämpfer benötigt würden.
Als die Sozialistische Jugend in Eger dies vorsorglich beriet, meldeten sich 33 von 150 Mitgliedern zur Praxis mit einem Bein im Leben, mit dem anderen im Grab! Mehr als 70 waren bereit zum Alibi-Geben, was auch straffällig war. Weil nach allen Erfahrungen im „Reich“ die älteren Antifaschisten KZ’s von innen kennen lernten, würde der Antifa Widerstand vor allem von der Jugend zu bringen sein. Ein Geheimcode, der als solcher nicht zu erkennen sein durfte, war bereits ausgearbeitet und wurde nun erprobt. Keine Treffs in der Stadt, nur am Rande des Kaisergebirges, ca. eine Fahrradstunde entfernt, sollten der Ort für Beratungen sein; die Anfahrt sollte einzeln und auf verschiedenen Wegen und nicht zur selben Zeit stattfinden!
Als in Eger die zwei größten Betriebe z.T. auf Rüstungsproduktion umgestellt wurden, starteten wir die erste Plakataktion. In einer versteckten Klein-Druckerei fertigten wir unsere Plakate an. Jede Dreier-Gruppe hatte nächtens zehn Plakate zu kleben an Orten, wo am Tag viele Menschen vorbei kamen. Genau erkundet hatten wir zuvor, wann und wo SS-Streifen auftauchten; in der „toten Zeit“ klebte man! Stets wurden wir am folge Tag verhört, aber unsere Alibis schützten uns!
Als der Erfolg beim Ablegen von Flugblättern und beim Kleben von Plakaten ausblieb, wir mobilisierten keinen zusätzlichen Widerstand, steigerten wir unsere Aktionen. Weil Eger ein Eisenbahn-Knotenpunkt war, entschlossen wir uns zum Sprengen von Gleisen! Unsere Experten verfügten über Sprengstoff und Zündschnüre, weil bei der Auflösung der tschechischen Garnison in Eger in der Eile des Abzugs nicht alles mitgenommen wurde, was an Waffen und sonstigen Geräten vorhanden gewesen war. Nun prüften wir, ob eine Aktion zu starten sei, bei der vielleicht der Lokführer oder der Heizer betroffen sein könnten, wenn wir eine Lok, eine Mangelware in Deutschland, in die Luft jagten! Nach intensiver Diskussion herrschte Klarheit: die größte Mitverantwortung an faschistischen Gewaltverbrechen lädt man auf sich, wenn man nichts dagegen unternimmt. Kommt dabei ein Mensch zu Schaden, lastet das auf dem Gewissen, aber es ist die mit Abstand kleinere Schuld!
Nach bester Vorbereitung sprengten wir am Viadukt die beiden strategisch wichtigen Strecken nach Nord und nach Ost. Die Loks flogen in die Luft. Alarm! Wir warteten in guter Deckung, bis zu übersehen war, was Bahn, SS u.a. unternehmen würden. Dann verließen wir unsere Deckung – und ließen am nächsten Tag die Verhöre über uns ergehen selbstverständlich hatten wir Alibis. Die Gestapo verhörte uns drei Tage ohne Erfolg. – Ein Heizer auf der Lok kam mit einer Armwunde davon.
Vierzehn Tage später sprengten wir die strategisch wichtigen Strecken nach Süd und West! Dieselben Vorgänge von Gestapo und der Bahn. Unsere Alibis bewährten sich. Keine Toten!
Nach einem Jahr erreichten uns Einberufungsbefehle zum Militär. Was tun? Verweigerung hätte KZ bedeutet! Also Soldat werden mit der Verpflichtung, überall eine Antifa-Zelle aufzubauen, um Widerstand unter erschwerten Bedingungen zu organisieren und: niemals auf Menschen zu schießen, die man uns als „Feinde“ bezeichnet! Nur ein kleiner Rest führte den Antifa Widerstand weiter. Einige unserer tüchtigsten Kolleginnen meldeten sich freiwillig als „BlitzMädchen“ zur Funkerei im Ausland mit dem Auftrag, überall wo möglich Verbindung zu örtlichen Partisanen herzustellen.
Nach einer kurzen Rekrutenzeit in Bayreuth stellte man mich wegen Tropentauglichkeit ab zum Afrika-Korps. Nach einer ersten unbedeutenden Verwundung und anschließendem Lazarettaufenthalt in Tripolis beteiligte ich mich an einer Aktion, mit der ein Viertel des größten Munitionslagers bei Benghasi in die Luft flog. Später kam ich wegen einer Lapalie vor das Kriegsgericht, nachdem ich zehn Tage „Wüstengefängnis“ kennenlernte! Das Egerer Gefängnis war ein Luxushotel im Vergleich zu diesem Eingesperrt-Sein in einem kleinen Zelt bei Tropenhitze und einem Viertelliter Wasser pro Tag!
Das Kriegsgericht verurteilte mich wegen „Wehrkraftzersetzung“ zur Strafkompanie! Nach sechs Wochen erlitt ich eine schwere Verwundung und erlebte zwei Tage ohne Bewusstsein! Auf dem Hauptverbandsplatz in der Wüste merkte ich, daß ich nichts sehen konnte. Jedoch war nur ein Auge und das Gehör linksseitig irreparabel! Mein Soldbuch mit dem Eintrag „Strafkompanie wegen Wehrkraftzersetzung“ fehlte! Nach der Operation in einem Lazarett in Athen erhielt ich ein neues Soldbuch: ohne Eintrag Wehrkraftzersetzung und Strafkompanie! Das besagte jedoch noch nichts!
Nach längerer Lazarettzeit in Aussig kam ich zurück zur Truppe. Ein Landser informierte mich, daß von unserer Kompanie niemand außer uns beiden übrig sei! Auch der Regimentstab, der das Kriegsgericht gegen mich stellte, sei mit allen Unterlagen „vom Tommy ausgebombt!“. Er sagte mir „Ich verrate Dich nicht! Nur ich weiß davon!“
Die Genesungszeit nützte ich für einen Studienurlaub, um einige Prüfungen im Beruf abzulegen. Wegen Kriegsunfähigkeit schulte man mich zum Funker. Auf dem 4-Wochenlehrgang sollte Tempo 60 erreicht werden; ich schaffte 120! Zufällig hörte ich wie der Funkhauptmann, dem Lehrgangsleiter erklärte, daß SS und Gestapo alle Funkverbindungen abhörten; außer Polizeifunk, der aber würde mit Tempo 140 gegeben. Das war ein wichtiges Signal: ich steigerte mit Fleiß auf 140 und animierte meine Jugendgenossinnen in Paris, Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen und Bergen, ebenfalls auf 140 zu steigern, dann könnten wir kaum überwacht per Funk unsere Botschaften austauschen und wären nicht mehr auf die lange dauernde Verbindung per Feldpost angewiesen.
Seit 1941 gelang es mir, Verbindung zu meinem damaligen Parteivorsitzenden Jaksch in London herzustellen: per Feldpost nach Bergen und von dort über Kurier nach Stockholm folgend per Luftpost nach London. Nun war diese Verbindung in ungleich kürzerer Zeit herzustellen: per Funk mit Tempo 140! In London wollte man nicht nur wissen, welche Aktionen wir mit welchem Ergebnis durchführten, sondern auch, wie die Stimmung in der deutschen Bevölkerung sei. Zudem begehrte man zu erfahren, wo Absprungplätze für Fallschirm-Leute sein könnten und wo sie untergebracht sowie versorgt werden könnten mit dem Ziel, den Widerstand zu verstärken (Ein Beleg über diese Verbindung ist vorhanden, eine Rarität, weil es keine Aufzeichnungen über illegale Arbeit geben sollte).
Als Funker zunächst in Polen eingesetzt, gelang es mir, zu einem polnischen Partisanen Verbindung herzustellen, obwohl es für Soldaten verboten war, mit „Untermenschen“ zu sprechen. Er benötigte Sprengstoff, eventuell in Form von Handgranaten. Als Funker hatte ich keine Gelegenheit, Sprengstoff zu besorgen. Allerdings fand ich heraus, daß es in der Wachkompanie eine Antifa-Zelle gab. Sie „organisierte“ eine Kiste Handgranaten. Im Gelände unter einer Hecke konnten die Partisanen den benötigten Sprengstoff abholen. Zwei Tage später flog eine Brücke an der Hauptverkehrsstrecke von Berlin-Warszawa-Byalistok zur Front in die Luft, als die Lok eines Munitionstransports auf dieser Brücke war. Eine Nacht später sprengten die polnischen Partisanen einen Munitionswagen des nur schwach gesicherten Zugs in die Luft, wobei Detonation und Hitze zwei weitere Waggons mit Munition zur Explosion brachten.
Ob es Zufall war, daß „ein Funker, der 140-Tempo beherrscht“, von einem Generalstab in Frontnähe angefordert wurde? Also erhielt ich einen Marschbefehl Richtung Ost. Zwar durfte ich wegen Kriegsunfähigkeit gar nicht in Frontnähe. Ein Generalstabsoffizier erklärte mir jedoch, daß ich hinter der Front sicherer sei als in der Heimat, wo jeden Tag massive Bombenangriffe stattfanden; zudem bekäme ich Sonderstatus und könnte, falls erforderlich, auch mal in die Etappe reisen. Bald wusste ich, warum man einen „Edelfunker“ mit Tempo 140 suchte. Es gab Generäle und Stabsoffiziere, die mit Hitlers Zweifrontenkrieg nicht einverstanden waren und die aus patriotischen Gründen untereinander Kontakt suchten: dazu benötigten sie Funker, die ein von SS und Gestapo nicht abgehörtes Tempo beherrschten! Zuerst testete man mich auf meine Verlässlichkeit! Auf Fragen verschwieg ich nicht, daß ich vor 1938 Vorsitzender der SJ in Eger war: vielleicht verfügten sie über meine Personalpapiere, in denen meine Vergangenheit notiert war. – Mit der Zeit erfuhr ich auch, daß es Generäle und Stabsoffiziere gab, die kriminelle Befehle aus dem Führerhauptquartier nicht an die Truppe weitergaben.
Wenn mein Glasauge mal kaputt war, beantragte ich eine Fahrt nach Wiesbaden, wo der beste Glasaugenherrsteller arbeitete. Gewiss hätte ich auch in Berlin oder Breslau ein neues Glasauge erhalten. Bei der Fahrt nach Wiesbaden jedoch konnte ich die Strecke über Eger wählen und dort ein Treff von Antifaschisten arrangieren, weil es Diskussionsbedarf über einige Probleme gab. Dies war vor allem nach der deutschen Niederlage in Stalingrad der Fall, als das Kriegsende sich abzuzeichnen begann.
Wegen des verbotenen „Abhörens von Feind-Sendern“ brachte mich ein Offizier erneut vor ein Kriegsgericht. Der sicheren Verurteilung mit Todesfolge entkam ich dadurch, daß plötzlich gerufen wurde: „Russische Panzer auf den Straßen! Rette sich, wer kann!“. Weil die Rote Armee beim Vormarsch keine Gefangenen machte, floh ich auch! Bei einer Truppensammelstelle erhielt ich die Order gemeinsam mit anderen Funkern sofort nach Berlin zu reisen, weil dort einige Großfunkstellen durch Luftangriffe ausgefallen waren samt Personal und nun dringend „Ersatz“ benötigt wurde. Tage später in Berlin wurde ich Opfer eines Luftangriffs, war verschüttet und wurde gerettet, bevor ich unter einem Schuttberg ersticken konnte.
Später kam ich in britischer Gefangenschaft in ein Lazarett, in dem ich den 8.Mai 1945 erlebte: ich war der einzige unter ca. Hundert Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten, die diesen Tag als „Befreiung“ erkannten; anderen war es ein „Tag der Niederlage“, obwohl jedoch bei vielen Freude über das Kriegsende herrschte!
Entlassen in Flensburg, durfte ich nicht nach Hause reisen, weil ich nun „Ausländer“ war! Als Lehrlingsausbilder in einer Kunstdruckerei verdiente ich mein erstes Brot. Ohne nötiges „Permit“ fuhr ich dann in abenteuerlicher Weise zur Grenze nach Arzberg. Dort traf ich Bekannte aus Eger, die mich über die neue Lage informierten. Tage später überschritt ich in der Nacht die stark bewachte Grenze und traf nach Jahren wieder einmal in Eger ein.
Nach meiner Wahl zum Bundessekretär der SJD – Die Falken 1950 siedelte ich mit meiner Frau Elfriede und dem 1949 geborenen Sohn Reinhart nach Hannover über. Als zuständig für Erziehung und später auch für politische Bildung hatte ich ein reiches Betätigungsfeld. Ich vertrat meine Organisation im Büro der Internationalen Falken – Bewegung (IFM) und dieses bei der UNESCO. 1952 präsidierte ich den Internationalen Falkenstaat „Junges Europa“ mit insgesamt 10.000 Teilnehmern. Umzug nach Bonn. Erste Bücher über sozialistische Erziehung. Publikationen im In- und Ausland zu dieser Thematik. Vorträge in einigen westerupäischen Staaten; Studiendelegations-Leitungen in Jugoslawien. Als Initiator des dreijährigen Bildungsplans führte ich viele Seminare mit viele Teilnehmern im Bundesgebiet durch. Erarbeitung von Materialien für die Gestaltung von Kinder- und Jugendgruppen- Stunden. 10 Jahre Mitglied des Jugendpolitischen und des Kulurpolitischen Ausschusses beim Parteivorstand der SPD.
Nach dem Einschwenken des SPD-Vorstandes auf die Außenpolitik Adenauers, gegen dessen Remilitarisierungs-Praktiken mein Widerstand im Rahmen von SPD- und Falken-Aktionen galt, verließ ich die SPD und gründete mit anderen die Deutsche Friedens-Union. Von 1961 bis 1985 stand ich mit anderen an der Spitze dieser Bewegung: vor allem gegen die geplante atomare Aufrüstung. Ich referierte und diskutierte auf Weltkongressen für Frieden und Abrüstung in Wien, Helsinki, Genf, Moskau, Warszawa, Praha, Stockholm, Basel, Brüssel, Ostende, Budapest, Bukarest, Sofia, später in Chandigar, Katmandu, Kalkutta, Neu-Delhi und Bubenesh-war; auch in Bagdad, Athen und Kairo.
Von 1963 bis 1967 stand ich insgesamt 37 Tage vor Gericht, weil ich die Hitler-Generale an der Spitze der Bundeswehr als „Kriegsverbrecher“ und beteiligt am Massenmord attakierte und ihre Abberufung forderte. Zusätzlich zeigte man mich wegen „Staatsgefährdung“ an. Trotz einiger zwischenzeitlicher Verurteilungen wurden die Prozesse gegen mich eingestellt; die Hitler-Generale mußten ihren Hut nehmen. Mehr als 3000 Solidaritätserklärungen aus aller Welt von Nobelpreisträgern wie Bertrand Russel und Linus Pauling, von Bischöfen, Ex-Ministern und Ex-Generalen aus den einst von Deutschland okkupierten Staaten gingen ein, aber auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Künstlerinnen, Künstlern u.a..
Ab 1990 Mitarbeit in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA), auch als Bundessprecher. Als Vize-Präsident des Internationalen Verbindungsforums der Friedenskräfte sprach ich in einigen europäischen und asiatischen Staaten und nahm an vielen Konferenzen teil.
2006 ehrte mich der tschechische Ministerpräsident auf der Prager Burg für die Verteidigung der Demokratie 1938 mit anschließendem Widerstand gegen den Faschismus.
Schon seit mehreren Jahren besuche ich Schulklassen im Unterricht und berichte über meine Erfahrungen im antifaschistischen Widerstand gegen Hitler und Henlein.
Er verstarb am 26. November 2018 in Frankfurt.
Quelle: Internetseite „Gemeinsam gegen Rechtsextrem“ (http://gemeinsam-gegen-rechtsextrem.de/startseite/aktuelles/kurz-biografie-von-lorenz-knorr/)
Hier geht’s zu einem Beitrag, der 2007 von Radio Prag ausgestrahlt wurde: http://www.radio.cz/de/rubrik/geschichte/widerstand-gegen-hitler-und-henlein-deutsche-aus-boehmen-erzaehlen