Ria Deeg

Ria Deeg (1907 – 2000)

… wurde am 2. Oktober 1907 in Dudenhofen geboren und nach dem Tod des Vaters, sie war gerade erst drei Wochen alt, mit zwei weiteren Geschwistern von der Mutter allein aufgezogen. Nach dem Besuch der Volks­schule arbeitete sie als Hausan­gestellte, Hilfsar­beiterin, Volontärin im Buchhandel und bis 1932 im Gießener Konsumverein.

Sie trat 1923 in die Sozialistische Arbei­ter­jugend, 1925 in die SPD und in die Gewerk­schaft ein. 1932 verließ sie die SPD und wurde Mitglied der KPD. Darauf­hin wurde sie beim sozialdemokratisch orien­tierten Kon­sumverein entlassen. Im selben Jahr begann sie ihre Arbeit bei der KPD-Regional­zei­tung Gießener Echo.

Nach der Machtübertragung an die Nazis ver­teilte sie Flug­blätter und Zeitungen, sammelte Geld und Lebensmittel für die Rote Hilfe zur Unterstützung der Familien Verhafteter. Nachdem die illegale Be­zirks­leitung der KPD ver­haftet worden war, arbeitete sie weiterhin illegal, meist unter aben­t­eu­er­lichen und ge­fährlichen Umständen. So versteckte sie z.B. die Schreibmaschine, mit der sie ihre Flug­blät­ter schrieb, in der Schublade eines SA-Mannes, der bei ihrer Mut­ter zur Untermiete wohnte. Im November 1934 wurde sie verhaftet und im Juli 1935 we­gen Vor­bereitung zum Hoch­verrat zu 38 Monaten Haft verurteilt. Nach ihren Haft­stra­fen in Gießen, Darmstadt, Mainz und Aichach/Oberbayern stand sie unter Polizeiaufsicht, muss­te sich drei­mal wöchentlich melden und ihren Hausschlüssel abgeben, stand unter Hausarrest und dur­f­te die Stadt nicht verlassen.

Nachdem ihr Mann, Walter Deeg, im Frühjahr 1943 zum Strafbataillon 999 eingezogen wor­den war, blieb sie mit drei kleinen Kindern allein auf sich ge­stellt, erlebte Krieg, Bombenan­griffe und die Befreiung 1945.

Im Dezember 1945 wurde Ria Deeg Leiterin der „Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ in Gießen. Immer hat sie sich dafür eingesetzt, dass die Verfolgten, die unter der Nazi-Barbarei leiden mussten, Wiedergut­machung erhielten.

Bis zum Verbot der KPD 1956 war sie im Kreisvorstand und Mitglied des Lan­desvorstands und Stadtverordnete in Gießen. Auf ihrer letzten Stadtver­ordne­ten­versammlung verlas sie einen Antrag „ gegen die Erfassung der Wehr­pflicht“. In den darauffolgenden Jahren be­teiligte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Walter an vielen Aktionen, insbesondere bei „Kampf dem Atomtod“ und den Oster­märschen. Sie war Mitbegründerin der VVN in Hes­sen 1947. Zeitlebens beteiligte sie sich ak­tiv an antifaschistischen Aktio­nen gegen alte und neue Nazis und berichtete als Zeitzeugin vor Schulklassen und Organi­sa­tionen über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit der NS-Zeit.

Ria Deeg setzte sich immer für die internationale Solidarität ein. So kümmerte sie sich nach dem Militärputsch in Chile 1973 um die chilenischen Flüchtlinge und unterstützte Anti­fa­schisten in Spanien, Portugal und Griechenland.

Ria Deeg starb am 13. August 2000 in Gießen.

Sie gehörte zu den Gründerinnen der hessischen VVN. Wir haben ihr eine Tafel in unserer Ausstellung ‚75 Jahre VVN‘ gewidmet.

Quelle: Wikipedia und Martina Lennartz: „Gegen Kapitalismus und Krieg – Die Gedenkveranstaltung für Ria Deeg in Gießen“ August 2000.