Albert Simmedinger

…wurde 1910 in Frankfurt am Main geboren. Er lernte Elektroinstallateur. Er wuchs im Frankfurter Arbeiterviertel, dem „roten Riederwald“ auf, war aktiv im Arbeiter Sport- und Kulturbund und wurde 1930/31 Mitglied der „Internationalen Arbeiterhilfe (IAH)“. 1931 trat er der KPD bei. Da er in der Weimarer Zeit nicht öffentlich aufgetreten war, übernahm er 1934 in der Illegalität die Funktion eines Kuriers der Frankfurter KPD-Organisation und wurde Mitglied in der Unterbezirksleitung. Anfang 1935 wurde die illegale Arbeit der KPD durch einen Agenten der Gestapo aufgedeckt. Albert Simmedinger wurde am 20.2.1935 verhaftet. Die Anklage lautete auf „Vorbereitung zum Hochverrat“. Das Sondergericht in Kassel verurteilte ihn zu sechs Jahren Zuchthaus. Zunächst saß er drei Jahre in Einzelhaft im Zuchthaus in Kassel, danach konnte er dort als Hauselektriker arbeiten.

Nach der Haftverbüßung wurde er 1941 zur Gestapo Frankfurt überstellt. Im August 1941 nahm man ihn in „Schutzhaft“ und überführte ihn ins KZ Sachsenhausen. Als „Neuzugang“ wurde er zunächst in die „Strafkompanie“ eingeteilt, zur „Eingewöhnung“ in das KZ-Leben. Dank der Hilfe der Mithäftlinge wurde er zur Arbeit als Elektriker eingeteilt und hatte bald eine wichtige Funktion in der Elektrowerkstatt inne. Dort überlebte er dank der Solidarität der politischen Mithäftlinge.

Ende April 1945 begann die Evakuierung des KZ Sachsenhausen. Albert Simmedinger kam bis nach Schwerin. Dort befreite ihn am 5. Mai 1945 die britische Armee. Nach Zuchthaus, KZ und Evakuierung war er in sehr schlechtem Gesundheitszustand.

Im August 1945 kehrte Albert Simmedinger nach Frankfurt am Main zurück. Hier stieß er auf die ersten Anzeichen von Verdrängen und „Nicht wissen“. Er wurde öffentlicher Ankläger bei der Spruchkammer zur Entnazifizierung und musste die Restauration, die Wiedereinstellung alter Nazis in die Verwaltung, erleben.
Wegen der davongetragenen schweren Gesundheitsschäden war er nicht mehr in der Lage, als Elektroinstallateur zu arbeiten.

Aber er arbeitete von Anfang an in der Betreuung für Widerstandskämpfer und Verfolgte mit. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Frankfurter und hessischen VVN.
1948 trat er aus der KPD aus. Von 1953 bis 1971 bearbeitete er bei der VVN Wiedergutmachungsfälle und verfasste für die VVN einen Alternativentwurf über „Wiedergutmachung der Schäden Verfolgter des Nationalsozialismus in der Sozialversicherung“ zur Vorlage bei der Bundesregierung.

1968 überwarf er sich mit der damaligen VVN, da er die Haltung der Organisation zum Ende des „Prager Frühlings“ nicht mittragen wollte. Er blieb jedoch der antifaschistischen Sache treu. Er war besonders in der Geschichtsarbeit in Frankfurt tätig.
Anfang der 90er Jahre kehrte er wieder in die VVN-BdA zurück.

Albert Simmedinger starb im Dezember 1995.

Er gehörte zu den Gründern der hessischen VVN. Wir haben ihm eine Tafel in unserer Ausstellung ‚75 Jahre VVN‘ gewidmet.

Quelle: Zukunftsentwurf Antifaschismus, Ulrich Schneider, Bonn, 1997